Singst du noch oder tanzt du schon? Im Fernsehstudio von Nanjing

In Nanjing wird eine Fernsehshow produziert, in der Chinesisch sprechende Ausländer ihre Talente vorführen können: Jiangsu's Got Foreign Talent Singing Competition. Ich war während meines China-Aufenhalts in der Show zu Gast.

Insgesamt verbrachte ich ein halbes Jahr an der Universität in Nanjing. Sie ist eine der renommiertesten chinesischen Universitäten und jedes Semester kommen Studierende aus allen Ecken der Welt dorthin, um Chinesisch zu lernen und das Leben in China kennenzulernen.

Uns alle verband das Interesse für China und die chinesische Kultur. Das konnten wir in Nanjing total auskosten. An der Uni gab es Kurse zur chinesischen Papierschneidekunst, Kalligraphie oder Tai Chi. Außerdem konnte man verschiedene chinesische Instrumente und traditionelle chinesische Lieder lernen.

Der Fernsehsender der Provinz Jiangsufördert dieses Interesse mit einer tollen Show, in der Chinesisch sprechende Ausländer ihre Talente vorführen können: „Joy in Jiangsu“ Jiangsu's Got Foreign Talent Singing Competition. Obwohl ich beim chinesischen Karaoke mit Freunden gerne das ein oder andere Liedchen zum Besten gebe, hätten mich keine 10 Pferde auf eine Fernsehbühne bringen können. Zum Glück hatte meine Mitbewohnerin aus der Schweiz aber mehr Mumm in den Knochen und so konnte ich als anfeuernde Zuschauerin gemütlich auf der Publikumstribüne Platz nehmen.

Nachdem ich mir also mit einigen Freunden den Weg durch den Wirrwarr des Nanjinger Verkehrs zum riesigen Wolkenkratzer der Jiangsu Broadcasting Corporation gebahnt hatte, wurden wir in ein großes, abgedunkeltes Fernsehstudio geführt. Dieses war schon gut gefüllt mit Zuschauern jeden Alters.

Chinesische Familien mit Picknick-Rucksäcken hatten sich bereits die besten Plätze geschnappt und die Kinder liefen aufgeregt durch die Reihen. Andere chinesische und ausländische Studierende unterhielten sich angeregt. Dann trat der Regisseurauf die Bühne und rief alle zur Ruhe. Er begrüßte die Jury in der ersten Reihe, die aus wichtigen Persönlichkeiten der Provinz Jiangsu bestand und erklärte kurz den Ablauf des Programms. Schon ging es los.

Durch die Show führte ein wunderschön glitzerndes Moderatoren-Paar, eine Chinesin und ein Amerikaner, der hervorragend Chinesisch sprach. Es bot sich uns eine bunte, aufwendige Show mit vielen Höhepunkten. Nicht nur die eigens für die Show komponierten, chinesischen und neu interpretierten traditionellen Lieder der ausländischen Sängerinnen und Sänger waren ein Ohrenschmaus.

Jeder Show-Act wurde durch eine andere, tolle Tanz-Performance ausgeschmückt. Dabei wurden die singenden Talente manchmal Nebensache, zum Beispiel gab es ein männliches Akrobaten-Paar, die sich in den unmöglichsten Stellungen in die Luft reckten und hielten. Die Zuschauer starrten so gebahnt auf diese Performance, dass der singende Rocker auf dem Motorrad leider völlig vergessen wurde. Andere Tänze entzückten durch herrlich bunte Kostüme und eine große Kung-Fu-Gruppe ließ ihre Muskeln im Hintergrund einer männlichen Gesangsgruppe spielen.

Auch wurden einige Kostüme und Gesänge von der Tradition bestimmter chinesischer Minderheiten inspiriert. Auch der Auftritt der Musikgruppe meiner Mitbewohnerin ging ein bisschen in dem bunten Trubel der Show unter. Sie meinte aber hinterher, dass das gar nicht so schlimm sei, denn die Proben und der Auftritt hätten ihr viel Spaß gemacht.

Alles in allem war „Joy in Jiangsu“-Show ein tolles Zusammenspiel aus ausländischem und chinesischem Können. Dass so viel Aufwand für eine einzelne Show betrieben wurde, hat mich sehr überrascht und gefreut. Hinterher war es allen egal, wer jetzt was gewonnen hatte, denn jeder Act war ein Kunstwerk für sich.

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