
Was vermisst ein Expat in Shanghai? Holländischen Käse? Französischen Wein? Eine ordentliche Bratwurst? Oder ein Muffin aus biologischen Zutaten? Seit alle zwei Wochen der Jiashan Farmer´s Market in der französischen Konzession stattfindet, gehören diese Sehnsüchte der Vergangenheit an. Eine kleine Gasse führt zu einem versteckten Innenhof zwischen der Jiashan- und der Shaanxi-Strasse. Links und rechts stehen Blumentöpfe. Es gibt einige kleine Cafés. Die Sonne scheint durch die Laubkronen der alten Platanen. Hier verkaufen Shanghais junge Selfmade-Unternehmer alle zwei Wochen ihre selbstproduzierten oder direkt importierten Köstlichkeiten.

Amelia hat ein Schwein gekauft. Das Schwein lebt auf einer Biofarm, weit außerhalb von Shanghai. Noch, sollte man dazu sagen. In zwei Wochen kommt es vermutlich auch zum Jiashan Farmer´s Market. Dann allerdings nicht als Bio-Schwein, sondern als Bio-Wurst. Und die Leute in Shanghai lieben Amelias Bratwurst aus biologischer Züchtung. Amelia brät ihre Wurst in ihrem Fahrradanhänger und serviert sie in einem dünnen Fladenbrot. Dazu gibt es zehn verschiedene Soßen und Chutneys zur Auswahl. Alle hausgemacht, versteht sich. Daneben steht Paul mit seinem Stand „The Freshary“. Der New Yorker hat heute Cookies, Muffins, Säfte und Müsli im Angebot. Das Besondere: alles wird mit biologischen Zutaten gebacken. „Bio“ ist auch in Shanghai ein verkaufsförderndes Attribut. Nicht nur die Ausländer wollen sich in China gesund ernähren, auch die Chinesen achten nach den zahlreichen Lebensmittelskandalen immer mehr auf Zutaten und Zusatzstoffe in ihrem Essen. Doch was ist „Bio“? Es gibt eine staatliche Bio-Plakette. Doch wer sie unter welchen Voraussetzungen bekommt, das ist, wie so oft in China, nicht so ganz klar. Die Produkte auf dem Jiashan Farmer´s Market werden größtenteils mit importierten Zutaten hergestellt oder kommen von Biofarmen aus dem Hinterland.
Paul verkauft seine Bio-Muffins auch in seinem Café "The Freshary"
